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Der Kollege geht hektisch auf und ab, die Mitarbeiterin hämmert in die Tasten – und schon steigt der Stresspegel im ganzen Büro. Um trotzdem gelassen zu bleiben, rät der Psychologe Gert Kaluza des GKM-Instituts für Gesundheitspsychologie dazu, der 4-A-Strategie zu folgen: dabei geht es um Akzeptanz, Abkühlung, Analyse und Aktion. Diese sieben praktischen Tipps helfen, den Prozess zu durchlaufen – und mit gestressten Teammitgliedern souverän umzugehen.
1. Akzeptieren Sie das Unveränderliche
„Zuerst geht es darum wahrzunehmen, dass der Kollege heute wohl gestresst ist“, so Gert Kaluza. Anstatt genervt zu sein oder die Situation zu ignorieren, können Sie sich dafür entscheiden, die Laune des anderen so zu akzeptieren, wie sie ist. Das löst Ihren inneren Widerstand und entspannt. „Das bedeutet nicht, dass Sie die Laune des Kollegen gut finden müssen“, sagt der Psychologe – sondern nur, dass Sie die Situation richtig einordnen.
2. Ziehen Sie klare Grenzen
Wenn Sie sich darüber klar sind, dass eine Person in Ihrem Umfeld gestresst ist, können Sie sich laut Gert Kaluza aktiv dazu positionieren: Und zwar indem Sie sich selbst klarmachen, dass dieser Stress beim anderen liegt und nicht bei Ihnen selbst. Das erlaubt Ihnen, sich selbst innerlich von dem Stress besser abzugrenzen. Und vor allem: „Ich muss nicht der Retter sein“, sagt Gert Kaluza. Diese Abgrenzung können Sie auch kommunizieren, zum Beispiel so: „Ich möchte mich gerne auf diese Aufgabe konzentrieren, könnten Sie bitte etwas leiser sein.“
3. Gönnen Sie sich eine Pause
Es kann helfen, ein wenig Abstand von der gestressten Person zu gewinnen, um Ruhe zu bewahren. Vor allem, wenn man merkt, dass man sich vom Stress anstecken lässt, sollte man sich abkühlen. „Zum Beispiel, indem ich mir eine kleine Auszeit nehme, um durchzuatmen und mich selbst zu beruhigen“, sagt der Psychologe. Oft reicht es schon, sich kurz die Beine zu vertreten oder einen Kaffee in der Sonne zu trinken.
4. Nehmen Sie sich eine innere Auszeit
Eine innere Auszeit kann Sie davor schützen, sich vom Stress Ihres Umfelds anstecken zu lassen. Schließen Sie Ihre Augen, atmen Sie tief durch und reisen Sie in Gedanken an einen schönen Ort, oder denken Sie an geliebte Menschen. „Kleine Dinge, die Sie an etwas Schönes erinnern, wie Fotos aus dem Urlaub, verstärken positive Gedanken und Gefühle und helfen beim Abkühlen“, sagt Gert Kaluza.
5. Bleiben Sie selbst betont ruhig
Ein ruhiges Auftreten hilft Ihnen selbst und kann beruhigend auf die Umgebung wirken. „Dadurch, dass man sich selbst entspannt, entspannt sich eventuell auch das Gegenüber“, sagt der Experte. Es hilft nicht, selbst hektischer zu werden und damit in eine gemeinsame Spirale zu geraten, in der alle nur noch gestresster werden. Durch Ruhe signalisieren Sie, dass Sie alles unter Kontrolle haben – was besonders bei gemeinsamen Aufgaben den Beteiligten weiterhilft.
6. Arbeiten Sie woanders weiter
Wechseln Sie den Arbeitsplatz, wenn Sie können. „Wenn ich nicht darauf angewiesen bin, mit dem Kollegen zusammenzuarbeiten, kann ich mich auch rausziehen“, schlägt Gert Kaluza vor. Bei vielen Jobs ist es möglich, ins Homeoffice, ein ruhigeres Büro oder einen Meeting-Raum zu wechseln. Bei anderen Jobs – wie etwa im Handwerk – gibt es vielleicht auch andere Aufgaben, die Sie zuerst erledigen können, ohne dabei direkt neben dem Panikmacher zu arbeiten.
7. Helfen Sie dem anderen, ruhiger zu werden
Wenn ein Kollege langfristig gestresst ist, hat das wahrscheinlich auch eine negative Wirkung auf Sie und Ihre Arbeit. Eventuell gerät sogar das ganze Team unter Spannung. Zudem kann es laut Gert Kaluza sein, dass Sie sich ernsthafte Sorgen um diese Person machen. Als Führungskraft haben sie zusätzlich die Verantwortung Ihrer Fürsorgepflicht nachkommen müssen. Sprechen Sie das Problem offen an, um auch Ihrem Gegenüber bewusst zu machen, dass er oder sie Hektik verbreitet. Zum Beispiel können Sie sagen: „Ich merke Sie sind gestresst, das ist okay. Was könnte Ihnen jetzt helfen?“
Prof. Dr. Gert Kaluza ist Diplom-Psychologe und Gründer und Leiter des GKM-Instituts für Gesundheitspsychologie. Sein Buch "Gelassen und sicher im Stress – Stress erkennen, verstehen, bewältigen" ist bei Springer erschienen und kostet 22,99 Euro.
