Schweizer Uhrmacher
„Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen?“

Uhren sind Schmuckstücke, Statussymbole, Wertanlagen – und zeigen nebenbei noch an, wie spät es ist. Dabei verbergen sich hinter den Zeitmessern spannende unternehmerische Konzepte – die aber nur sichtbar werden, wenn man ihre Macher trifft.

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Nur mit Handschuhen anfassen: Das ist nicht nur bei den traditionellen Uhrenmanufakturen die Regel, sondern auch in der Werkstatt des Crowdfunding-Projekts Bolido aus Zürich.
Nur mit Handschuhen anfassen: Das ist nicht nur bei den traditionellen Uhrenmanufakturen die Regel, sondern auch in der Werkstatt des Crowdfunding-Projekts Bolido aus Zürich.
© Nikolaus Förster

Uhren? Ich erinnere mich noch gut, wie wenig ich vor ein paar Jahren mit ihnen anfangen konnte. Zwar hatte ich als jemand, der in einer Goldschmiedefamilie groß geworden ist, von Kindheit an einen Bezug zu Handwerk, Kunst und Design. Dennoch ließen mich Uhren lange kalt. Das änderte sich erst, als ich – etwa im sächsischen Glashütte, im Schwarzwald oder der Schweiz – auf passionierte Uhren-Unternehmer traf und langsam begriff, was sich hinter den glänzenden Produkten versteckte: nicht nur filigrane Handwerkskunst und vielfältige Designs, sondern auch technische Innovationen, ausgeklügelte Vertriebsstrategien, neue Marketingkonzepte – und eine Menge Herzblut.

Wie über Bilder und Geschichten Gefühle geweckt und Geschäfte gemacht werden

Langsam begriff ich, wie spannend dieses Feld gerade für Unternehmer sein kann: Wo sonst lässt sich so gut studieren, wie sich etwas verkaufen lässt, was streng genommen gar nicht mehr gebraucht wird –  weil die Zeitanzeige heute längst allgegenwärtig ist (im Handy, im Browser etc.). Positiv gewendet: Wo sonst lässt sich so gut studieren, wie über Bilder und Geschichten Gefühle geweckt und Geschäfte gemacht werden?

Und das in einer Zeit, in der die Branche – mal wieder – durcheinander gewirbelt wird, so wie in der Quarzkrise der 1970er- und 1980er-Jahre. Damals wurde alles auf den Kopf gestellt, weil eine neue Technologie so günstig wurde, dass die Preise in den Keller stürzten und Dutzende Marken sich unter das Dach eines Konzerns retteten. Jetzt stehen wieder viele Hersteller vor Weichenstellungen: Was verändert die Digitalisierung – im Marketing, Vertrieb oder auch der Herstellung? Immerhin ist es Apple gelungen, mit seiner Apple Watch binnen weniger Jahren Rolex als größten Uhrenhersteller der Welt abzulösen.

Erfinderische Branche

Was tun? Viele Unternehmer versuchen, ihre Produkte nach und nach immer besser, ausgeklügelter oder – sehr schwierig – einfacher zu gestalten. Es sind unzählige kleine Schritte, die zum Erfolg führen können. Andere brechen bewusst mit der Tradition. Sie verfolgen völlig neue Ideen und ernten damit bei ihren Wettbewerbern offene Skepsis („Wie absurd!“) oder heimliche Bewunderung („Warum bin ich eigentlich nicht darauf gekommen?“).

Mithilfe von Flüssigkeiten die Zeit anzeigen lassen

HYT Watches aus dem schweizerischen Neuenburg ist so ein Fall eines jungen Unternehmens, das völlig neue Wege geht: Warum muss man die Zeit eigentlich mit Zeigern anzeigen? Warum nicht mit Flüssigkeiten? Davon haben doch schon die alten Ägypter geträumt, die erste Wasseruhren erfanden. Den „Hydro Mechanical Horologists“ ist es auf jeden Fall gelungen, die verrückte Idee, Flüssigkeiten auch für Armbanduhren zu nutzen, zum Kern eines vielversprechenden Geschäftsmodells zu machen. Jetzt fließen – nach jahrelanger Entwicklungsarbeit – farbige Fluide durch winzige Kapillare, zeigen die Zeit an und lassen Investoren aufhorchen. Sie wittern ein Geschäft. Mit zweistelligen Millionenbeträgen finanzieren sie das Start-up, weil sich die Technologie auch für andere Branchen nutzen lässt, etwa die Medizintechnik oder die Automobilindustrie.

Uhren mit 935 Bauteilen konzipieren

Nur wenige Kilometer entfernt, in La Chaux-de-Fonds, einem der wichtigsten Orte der Schweizer Uhrenindustrie, tüfteln ein Engländer und ein Elsässer daran, Jahrhunderte alte Komplikationen mechanischer Uhren weiter zu verfeinern. Stephen Forsey und Robert Greubel haben sich dazu in einem Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert zurückgezogen – und daneben ein futuristisches Glasgebäude erbaut: ihr Forschungslabor. Die Entwicklung ihrer „Grande Sonnerie“, einer Schlagwerkuhr mit 935 Bauteilen, dauerte elf Jahre. Pro Jahr entstehen so nicht mehr als 100 Uhren der Marke Greubel Forsey – zum Teil kosten sie weit über ein Million Euro.

HYT Watches und Greubel Forsey beschreiten zwei völlig unterschiedliche unternehmerische Wege – und beide Firmen liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Genau das ist die Chance für diejenigen, die Lust auf unternehmerische Inspiration haben. Wahrscheinlich gibt es keinen anderen Landstrich in Europa, wo sich in so kurzer Distanz so viele herausragende Manufakturen angesiedelt haben, die zudem – wenn man sie vor Ort besucht und ihre Inhaber trifft – inspirierende unternehmerische Konzepte bereithalten.

Der Uhrenmarkt: Ein weites Spektrum

Genau das war der Ausgangspunkt für meine Idee, impulse-Uhrenreisen in die Schweiz anbieten. Die nächste Reise vom 10. bis 13. April – das Konzept ist gerade fertig geworden – führt von Zürich über Biel und Neuenburg, hinauf ins Jura und schließlich nach Genf. So wie bei der ersten Reise im Herbst ist das Spektrum wieder groß, von großen Marken wie Hublot, Audemars Piguet oder Victorinox bis hin zu Werenbach in Zürich, einem Start-up, das in Kasachstan abgesprengte Weltraumraketenteile aufsammelt und daraus Unikatuhren baut.

Und wem die Schweizer Uhren zu teuer sind, der hat künftig sogar die Chance, sie zu leihen statt sie zu besitzen. „Rent your luxury watch!“ lautet der Slogan des Schweizer Unternehmers Thomas Steinemann, der über Equity Crowdfunding Philippe DuBois et fils, die älteste Uhrenfabrik der Schweiz, wiederbelebt hat und jetzt das Sharing-Konzept in die Luxusbranche einführt. Für einige ist dies ein Sakrileg, für mich vor allem: ein spannender unternehmerischer Impuls.

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Uhren? Ich erinnere mich noch gut, wie wenig ich vor ein paar Jahren mit ihnen anfangen konnte. Zwar hatte ich als jemand, der in einer Goldschmiedefamilie groß geworden ist, von Kindheit an einen Bezug zu Handwerk, Kunst und Design. Dennoch ließen mich Uhren lange kalt. Das änderte sich erst, als ich – etwa im sächsischen Glashütte, im Schwarzwald oder der Schweiz – auf passionierte Uhren-Unternehmer traf und langsam begriff, was sich hinter den glänzenden Produkten versteckte: nicht nur filigrane Handwerkskunst und vielfältige Designs, sondern auch technische Innovationen, ausgeklügelte Vertriebsstrategien, neue Marketingkonzepte – und eine Menge Herzblut. Wie über Bilder und Geschichten Gefühle geweckt und Geschäfte gemacht werden Langsam begriff ich, wie spannend dieses Feld gerade für Unternehmer sein kann: Wo sonst lässt sich so gut studieren, wie sich etwas verkaufen lässt, was streng genommen gar nicht mehr gebraucht wird –  weil die Zeitanzeige heute längst allgegenwärtig ist (im Handy, im Browser etc.). Positiv gewendet: Wo sonst lässt sich so gut studieren, wie über Bilder und Geschichten Gefühle geweckt und Geschäfte gemacht werden? Und das in einer Zeit, in der die Branche – mal wieder – durcheinander gewirbelt wird, so wie in der Quarzkrise der 1970er- und 1980er-Jahre. Damals wurde alles auf den Kopf gestellt, weil eine neue Technologie so günstig wurde, dass die Preise in den Keller stürzten und Dutzende Marken sich unter das Dach eines Konzerns retteten. Jetzt stehen wieder viele Hersteller vor Weichenstellungen: Was verändert die Digitalisierung – im Marketing, Vertrieb oder auch der Herstellung? Immerhin ist es Apple gelungen, mit seiner Apple Watch binnen weniger Jahren Rolex als größten Uhrenhersteller der Welt abzulösen. Erfinderische Branche Was tun? Viele Unternehmer versuchen, ihre Produkte nach und nach immer besser, ausgeklügelter oder – sehr schwierig – einfacher zu gestalten. Es sind unzählige kleine Schritte, die zum Erfolg führen können. Andere brechen bewusst mit der Tradition. Sie verfolgen völlig neue Ideen und ernten damit bei ihren Wettbewerbern offene Skepsis („Wie absurd!“) oder heimliche Bewunderung („Warum bin ich eigentlich nicht darauf gekommen?“). Mithilfe von Flüssigkeiten die Zeit anzeigen lassen HYT Watches aus dem schweizerischen Neuenburg ist so ein Fall eines jungen Unternehmens, das völlig neue Wege geht: Warum muss man die Zeit eigentlich mit Zeigern anzeigen? Warum nicht mit Flüssigkeiten? Davon haben doch schon die alten Ägypter geträumt, die erste Wasseruhren erfanden. Den „Hydro Mechanical Horologists“ ist es auf jeden Fall gelungen, die verrückte Idee, Flüssigkeiten auch für Armbanduhren zu nutzen, zum Kern eines vielversprechenden Geschäftsmodells zu machen. Jetzt fließen – nach jahrelanger Entwicklungsarbeit – farbige Fluide durch winzige Kapillare, zeigen die Zeit an und lassen Investoren aufhorchen. Sie wittern ein Geschäft. Mit zweistelligen Millionenbeträgen finanzieren sie das Start-up, weil sich die Technologie auch für andere Branchen nutzen lässt, etwa die Medizintechnik oder die Automobilindustrie. Uhren mit 935 Bauteilen konzipieren Nur wenige Kilometer entfernt, in La Chaux-de-Fonds, einem der wichtigsten Orte der Schweizer Uhrenindustrie, tüfteln ein Engländer und ein Elsässer daran, Jahrhunderte alte Komplikationen mechanischer Uhren weiter zu verfeinern. Stephen Forsey und Robert Greubel haben sich dazu in einem Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert zurückgezogen – und daneben ein futuristisches Glasgebäude erbaut: ihr Forschungslabor. Die Entwicklung ihrer „Grande Sonnerie“, einer Schlagwerkuhr mit 935 Bauteilen, dauerte elf Jahre. Pro Jahr entstehen so nicht mehr als 100 Uhren der Marke Greubel Forsey – zum Teil kosten sie weit über ein Million Euro. HYT Watches und Greubel Forsey beschreiten zwei völlig unterschiedliche unternehmerische Wege – und beide Firmen liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Genau das ist die Chance für diejenigen, die Lust auf unternehmerische Inspiration haben. Wahrscheinlich gibt es keinen anderen Landstrich in Europa, wo sich in so kurzer Distanz so viele herausragende Manufakturen angesiedelt haben, die zudem – wenn man sie vor Ort besucht und ihre Inhaber trifft – inspirierende unternehmerische Konzepte bereithalten. Der Uhrenmarkt: Ein weites Spektrum Genau das war der Ausgangspunkt für meine Idee, impulse-Uhrenreisen in die Schweiz anbieten. Die nächste Reise vom 10. bis 13. April – das Konzept ist gerade fertig geworden – führt von Zürich über Biel und Neuenburg, hinauf ins Jura und schließlich nach Genf. So wie bei der ersten Reise im Herbst ist das Spektrum wieder groß, von großen Marken wie Hublot, Audemars Piguet oder Victorinox bis hin zu Werenbach in Zürich, einem Start-up, das in Kasachstan abgesprengte Weltraumraketenteile aufsammelt und daraus Unikatuhren baut. Und wem die Schweizer Uhren zu teuer sind, der hat künftig sogar die Chance, sie zu leihen statt sie zu besitzen. „Rent your luxury watch!“ lautet der Slogan des Schweizer Unternehmers Thomas Steinemann, der über Equity Crowdfunding Philippe DuBois et fils, die älteste Uhrenfabrik der Schweiz, wiederbelebt hat und jetzt das Sharing-Konzept in die Luxusbranche einführt. Für einige ist dies ein Sakrileg, für mich vor allem: ein spannender unternehmerischer Impuls.
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