Design Studio
Neue Ideen entwickeln – auf diese Methode setzen auch Apple und Tesla

Kreativ-Workshops können unglaublich zäh sein. Design Studio ist anders: Die Methode macht Spaß - und bringt erstaunliche Ergebnisse.

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Design Studio
© FabrikaCr/iStock/Getty Images Plus/Getty Images

Brainstormings, bei denen keinem was einfällt. Endlose Diskussionen, in denen jede Idee zerredet wird. Wer diese Probleme nur zu gut kennt, sollten es mal mit Design Studio probieren. Mit der Methode, die ihren Ursprung im Design Thinking hat, lassen sich konkrete Ideen in kurzer Zeit entwickeln. Der spielerische Ansatz bringt Spaß und stärkt den Teamgeist.

Besonders häufig kommt das Design Studio in der agilen Softwareentwicklung zum Einsatz. Im Silicon Valley sind das Design Studio und andere Techniken aus dem Design Thinking sehr beliebt – bekannt ist beispielsweise, dass Apple und Tesla darauf schwören. Die Methode lohnt sich jedoch für alle, die im Team Ideen sammeln wollen – egal ob für neue Produkte, für Projekte oder weil sie ein Problem in der Firma lösen wollen.

Die optimale Gruppe für ein Design Studio

Die Methode eignet sich am besten für Gruppen von neun bis zwölf Personen.

Wie immer, wenn es darum geht, möglichst vielfältige Lösungen zu erarbeiten, gilt auch beim Design Studio: Die besten Ideen entstehen in interdisziplinären Teams. Hier treffen unterschiedliche Blickwinkel und Erfahrungen zusammen, das Fachwissen der einzelnen Teilnehmer ergänzt sich.

Ein guter Einfall ist auch, Menschen ins Design Studio einzuladen, die üblicherweise nicht an der Ideenfindung beteiligt sind. Das kann bei einer Produktentwicklung zum Beispiel jemand aus dem Kundenservice sein.

Das wird für ein Design Studio gebraucht

Papier und Stifte für alle Teilnehmer – mehr Material ist nicht nötig, um ein Design Studio zu starten. Die Papierbögen sollte man in acht gleichgroße Felder aufteilen (das geht beispielsweise ganz einfach, indem man das Blatt dreimal faltet und dann wieder aufklappt). Hilfreich ist auch ein Timer – ein klassisches Werkzeug für alle Design-Thinking-Workshops.

Was außerdem unverzichtbar ist: Alle Teilnehmer brauchen ein gemeinsames Verständnis vom Ziel des Design Studios. Daher ist eine kurze Einführung sinnvoll, die je nach Ziel des Workshops Fragen klärt wie: „Für welche Zielgruppe entwickeln wir das Produkt?“ oder: „Welches Problem wollen wir lösen?“. Diese Einführung kann entweder ein Teilnehmer übernehmen oder ein externer Moderator. Dieselbe Person sollte auch die Timings im Blick behalten.

So läuft ein Design Studio ab

Bevor es losgeht, wird die Gruppe in kleine Teams aufgeteilt – optimal sind interdisziplinäre Dreierteams. Diese arbeiten dann parallel und kommen nach der Gruppenarbeit wieder im Plenum zusammen.

Jedes Design Studio besteht aus drei Phasen:

  • Ideen generieren
  • Ideen verfeinern
  • Ideen gemeinsam ausarbeiten

Wer mit agilen Methoden vertraut ist, kennt sicher den Begriff der Iteration, was so viel bedeutet wie Wiederholung. Auch die oben genannten Phasen eines Design Studios werden als Iterationen bezeichnet; denn jede besteht aus denselben drei Schritten:

  • Schritt 1: Skizzieren („Sketch“) – 5 Minuten
  • Schritt 2: Präsentieren („Pitch“) – 3 Minuten pro Teammitglied
  • Schritt 3: Kritisieren („Critique“) – 2 Minuten pro Teammitglied

Design Studio – die Phasen im Überblick

Phase 1: Ideen generieren

In fünf Minuten entwickelt jeder Teilnehmer acht Produktideen und skizziert jede Idee mit einem Bild. Bei den Skizzen kommt es nicht auf Schönheit an und nicht darauf, dass die anderen im Team auf einen Blick erkennen können, was gemeint ist.

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Als Nächstes haben alle Teilnehmer nacheinander drei Minuten Zeit, den anderen im Team ihre Ideen zu präsentieren.  In diesem Schritt ist Feedback tabu – allein Verständnisfragen sind erlaubt. In Schritt 3 schließlich geben die anderen Teammitglieder Feedback zu den vorgestellten Ideen: Sie nennen ein bis zwei gelungene Aspekte und ebenso viele, die sich verbessern lassen. Im Mittelpunkt der Kritik stehen die Fragen: Löst die Idee das Problem? Hilft sie, dem Ziel näher zu kommen?

Phase 2: Ideen verfeinern

Jeder Teilnehmer entscheidet sich, welche seiner acht Ideen er verfeinern will. Dann beginnt der Zyklus aus Skizzieren, Präsentieren und Feedback erneut. Diesmal zeichnen die Teilnehmer in der Skizzierphase acht Bilder, die ihre Produktidee genauer erklären. Diese können beispielsweise das Aussehen des Produkts oder auch Features zeigen, den Kunden bei der Nutzung abbilden oder das Einsatzgebiet des Produkts veranschaulichen.

Anschließend stellt wieder jeder seine Skizzen vor und die anderen haben Gelegenheit, Feedback zu geben.

Phase 3: Ideen gemeinsam ausarbeiten

Nun entscheidet sich das Team für eine der vorgestellten Ideen und hat noch einmal Zeit, um sie gemeinsam auszuarbeiten. Da sich das Team einig werden muss, was es zu Papier bringen will, ist es sinnvoll, für den Schritt „Sketch“ mehr Zeit zu geben – zum Beispiel 10 bis 15 Minuten. Danach geht es zurück ins Plenum, wo nacheinander alle Teams ihre Lieblingsideen präsentieren. Auch diese Phase des Design Studios endet mit einer Feedbackrunde.

Diese Regeln machen ein Design Studio erfolgreich

  1. Die Zeitfenster werden unbedingt eingehalten – das hilft allen, fokussiert zu bleiben.
  2. Nur wertschätzendes und zielorientiertes Feedback ist erlaubt. Geschmacksurteile bleiben außen vor.
  3. Beim Zeichnen wird nicht geredet.
  4. Ideen anderer Teilnehmer zu klauen, weiterzuspinnen oder in die eigenen Ideen einzuarbeiten, ist ausdrücklich erwünscht.

Unsere Erfahrungen aus dem Design-Studio-Workshop

Wir haben die Methode bei impulse selbst genutzt, um Ideen für neue digitale Produkte zu entwickeln. Wir hatten in anderen Workshops schon verschiedene Kreativmethoden ausprobiert – mit durchwachsenem Erfolg: Oft genug hatten wir uns die Köpfe heißgeredet und waren am Ende doch ohne konkrete Ergebnisse auseinandergegangen.

Auch diesmal waren einige in der Gruppe zu Beginn des Workshops eher skeptisch. Es fielen Kommentare wie „Ich kann aber nicht malen!“ und „Acht Ideen in fünf Minuten, wie soll das denn gehen?“ Als es dann losging, stellten wir schnell fest: Die Visualisierung mit den kleinen Skizzen macht Spaß und beflügelt die Kreativität. Der Zeitdruck zwingt dazu, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Außerdem verhindert er, dass man seine eigenen Ideen „kaputtdenkt“.

Eine unserer Skizzen aus dem Design-Studio-Workshop.© impulse

Am Ende von Phase 1 waren wir in unserem Dreierteam überrascht, wie viele gute Ideen innerhalb von nur zehn Minuten mithilfe von Design Studio entstanden waren. Und durch das konstruktive Feedback der beiden anderen Gruppenmitglieder hatte jeder ein gutes Gefühl dafür entwickelt, welche Idee er in Phase 2 des Design Studios weiterverfolgen wollte.

Das Zeichnen ging immer besser von der Hand – auch weil wir sahen, dass auch die anderen im Team nicht im Kunst-Leistungskurs gewesen waren. Vor Phase 3 fiel es uns dann nicht leicht, uns für eine Idee zu entscheiden: Wir fanden auch die anderen so gut, dass wir sie am liebsten sofort weiterverfolgt hätten.

Als wir unsere Idee dann im Plenum vorstellten und die anderen Workshop-Teilnehmer angetan waren, waren wir als Team stolz auf das, was wir in kurzer Zeit erreicht hatten. Und unsere Idee? Die wollen wir noch in diesem Jahr umsetzen.

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Wie immer, wenn es darum geht, möglichst vielfältige Lösungen zu erarbeiten, gilt auch beim Design Studio: Die besten Ideen entstehen in interdisziplinären Teams. Hier treffen unterschiedliche Blickwinkel und Erfahrungen zusammen, das Fachwissen der einzelnen Teilnehmer ergänzt sich. Ein guter Einfall ist auch, Menschen ins Design Studio einzuladen, die üblicherweise nicht an der Ideenfindung beteiligt sind. Das kann bei einer Produktentwicklung zum Beispiel jemand aus dem Kundenservice sein. Das wird für ein Design Studio gebraucht Papier und Stifte für alle Teilnehmer - mehr Material ist nicht nötig, um ein Design Studio zu starten. Die Papierbögen sollte man in acht gleichgroße Felder aufteilen (das geht beispielsweise ganz einfach, indem man das Blatt dreimal faltet und dann wieder aufklappt). Hilfreich ist auch ein Timer – ein klassisches Werkzeug für alle Design-Thinking-Workshops. Was außerdem unverzichtbar ist: Alle Teilnehmer brauchen ein gemeinsames Verständnis vom Ziel des Design Studios. Daher ist eine kurze Einführung sinnvoll, die je nach Ziel des Workshops Fragen klärt wie: „Für welche Zielgruppe entwickeln wir das Produkt?“ oder: „Welches Problem wollen wir lösen?“. Diese Einführung kann entweder ein Teilnehmer übernehmen oder ein externer Moderator. Dieselbe Person sollte auch die Timings im Blick behalten. So läuft ein Design Studio ab Bevor es losgeht, wird die Gruppe in kleine Teams aufgeteilt – optimal sind interdisziplinäre Dreierteams. Diese arbeiten dann parallel und kommen nach der Gruppenarbeit wieder im Plenum zusammen. Jedes Design Studio besteht aus drei Phasen: Ideen generieren Ideen verfeinern Ideen gemeinsam ausarbeiten Wer mit agilen Methoden vertraut ist, kennt sicher den Begriff der Iteration, was so viel bedeutet wie Wiederholung. Auch die oben genannten Phasen eines Design Studios werden als Iterationen bezeichnet; denn jede besteht aus denselben drei Schritten: Schritt 1: Skizzieren („Sketch“) - 5 Minuten Schritt 2: Präsentieren („Pitch“) - 3 Minuten pro Teammitglied Schritt 3: Kritisieren („Critique“) - 2 Minuten pro Teammitglied Design Studio – die Phasen im Überblick Phase 1: Ideen generieren In fünf Minuten entwickelt jeder Teilnehmer acht Produktideen und skizziert jede Idee mit einem Bild. Bei den Skizzen kommt es nicht auf Schönheit an und nicht darauf, dass die anderen im Team auf einen Blick erkennen können, was gemeint ist. Als Nächstes haben alle Teilnehmer nacheinander drei Minuten Zeit, den anderen im Team ihre Ideen zu präsentieren.  In diesem Schritt ist Feedback tabu – allein Verständnisfragen sind erlaubt. In Schritt 3 schließlich geben die anderen Teammitglieder Feedback zu den vorgestellten Ideen: Sie nennen ein bis zwei gelungene Aspekte und ebenso viele, die sich verbessern lassen. Im Mittelpunkt der Kritik stehen die Fragen: Löst die Idee das Problem? Hilft sie, dem Ziel näher zu kommen? Phase 2: Ideen verfeinern Jeder Teilnehmer entscheidet sich, welche seiner acht Ideen er verfeinern will. Dann beginnt der Zyklus aus Skizzieren, Präsentieren und Feedback erneut. Diesmal zeichnen die Teilnehmer in der Skizzierphase acht Bilder, die ihre Produktidee genauer erklären. Diese können beispielsweise das Aussehen des Produkts oder auch Features zeigen, den Kunden bei der Nutzung abbilden oder das Einsatzgebiet des Produkts veranschaulichen. Anschließend stellt wieder jeder seine Skizzen vor und die anderen haben Gelegenheit, Feedback zu geben. Phase 3: Ideen gemeinsam ausarbeiten Nun entscheidet sich das Team für eine der vorgestellten Ideen und hat noch einmal Zeit, um sie gemeinsam auszuarbeiten. Da sich das Team einig werden muss, was es zu Papier bringen will, ist es sinnvoll, für den Schritt "Sketch" mehr Zeit zu geben - zum Beispiel 10 bis 15 Minuten. Danach geht es zurück ins Plenum, wo nacheinander alle Teams ihre Lieblingsideen präsentieren. Auch diese Phase des Design Studios endet mit einer Feedbackrunde. [mehr-zum-thema] Diese Regeln machen ein Design Studio erfolgreich Die Zeitfenster werden unbedingt eingehalten – das hilft allen, fokussiert zu bleiben. Nur wertschätzendes und zielorientiertes Feedback ist erlaubt. Geschmacksurteile bleiben außen vor. Beim Zeichnen wird nicht geredet. Ideen anderer Teilnehmer zu klauen, weiterzuspinnen oder in die eigenen Ideen einzuarbeiten, ist ausdrücklich erwünscht. Unsere Erfahrungen aus dem Design-Studio-Workshop Wir haben die Methode bei impulse selbst genutzt, um Ideen für neue digitale Produkte zu entwickeln. Wir hatten in anderen Workshops schon verschiedene Kreativmethoden ausprobiert – mit durchwachsenem Erfolg: Oft genug hatten wir uns die Köpfe heißgeredet und waren am Ende doch ohne konkrete Ergebnisse auseinandergegangen. Auch diesmal waren einige in der Gruppe zu Beginn des Workshops eher skeptisch. Es fielen Kommentare wie „Ich kann aber nicht malen!“ und „Acht Ideen in fünf Minuten, wie soll das denn gehen?“ Als es dann losging, stellten wir schnell fest: Die Visualisierung mit den kleinen Skizzen macht Spaß und beflügelt die Kreativität. Der Zeitdruck zwingt dazu, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Außerdem verhindert er, dass man seine eigenen Ideen „kaputtdenkt“. [caption id="attachment_7389286" align="alignleft" width="540"] Eine unserer Skizzen aus dem Design-Studio-Workshop.[/caption] Am Ende von Phase 1 waren wir in unserem Dreierteam überrascht, wie viele gute Ideen innerhalb von nur zehn Minuten mithilfe von Design Studio entstanden waren. Und durch das konstruktive Feedback der beiden anderen Gruppenmitglieder hatte jeder ein gutes Gefühl dafür entwickelt, welche Idee er in Phase 2 des Design Studios weiterverfolgen wollte. Das Zeichnen ging immer besser von der Hand – auch weil wir sahen, dass auch die anderen im Team nicht im Kunst-Leistungskurs gewesen waren. Vor Phase 3 fiel es uns dann nicht leicht, uns für eine Idee zu entscheiden: Wir fanden auch die anderen so gut, dass wir sie am liebsten sofort weiterverfolgt hätten. Als wir unsere Idee dann im Plenum vorstellten und die anderen Workshop-Teilnehmer angetan waren, waren wir als Team stolz auf das, was wir in kurzer Zeit erreicht hatten. Und unsere Idee? Die wollen wir noch in diesem Jahr umsetzen.
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