WM-Werbung
Die 6 größten WM-Marketing-Flops

Vom Rabattangebot bis zur Social-Media-Kampagne: Zur WM lassen sich Firmen wieder kreative Werbe-Aktionen einfallen. Das kann mächtig nach hinten losgehen – wie diese Reinfälle zeigen.

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Eigentor! Manchmal gehen die Rabatt- und Werbeaktionen von Unternehmen zur WM richtig nach hinten los - und kosten Unsummen oder kratzen am Image der Firma.
Eigentor! Manchmal gehen die Rabatt- und Werbeaktionen von Unternehmen zur WM richtig nach hinten los - und kosten Unsummen oder kratzen am Image der Firma.

WM-Zeit ist Rabattzeit: Geschäfte werben mit Vergünstigungen, wenn das deutsche Team Tore schießt. Sie verkaufen Grills und Fernseher im Sonderangebot oder locken Kunden mit kostenloser Lieferung und geistreichen Slogans wie „Der Jubel rollt“.

Solche Rabatte oder Sonderaktionen können Geschäften neue Kunden und mehr Umsatz bescheren – oder auch nach hinten losgehen, einen Imageschaden anrichten und richtig teuer werden. Das zeigen die größten WM-Marketing-Flops:

Flop 1: 10 Prozent Rabatt pro deutschem Tor

Vor dem Halbfinale der WM 2014 schaltete das Barnstorfer Sporthaus eine Anzeige mit einem Versprechen: 10 Prozent Rabatt pro deutschem Treffer. Dabei war wohl nicht einkalkuliert, dass Deutschland mehr als ein, zwei Tore schießen könnte. Tatsächlich gewann die Mannschaft 7:1 gegen Brasilien – und im Barnstorfer Sporthaus brach am nächsten Tag das Chaos aus. „Kunden rissen sich die Ware gegenseitig aus den Händen, es wurde zwischen den Regalen geraucht, die Leute bestellten sich Pizza ins Geschäft“, berichtete Inhaber Ralf Meyer damals.

Nach Absprache mit einem Rechtsanwalt entschied sich Meyer, den Rabatt zu reduzieren – 35 statt 70 Prozent. Er verwies auf einen angeblichen Fehler in der Anzeige. Das führte zu Protesten der Kunden, nachmittags gewährte Meyer deshalb die vollen 70 Prozent. Meyer: „Wir haben weit unter Einkaufspreis verkauft.“ Ladenschluss war eigentlich um 18 Uhr. Die letzten Kunden verließen den Laden erst gegen 1.30 Uhr nachts.

Anders als das Sporthaus stand das Gartencenter Ringk in Nordrhein-Westfalen den ganzen Tag lang zu seinem 10-Prozent-Rabattversprechen: Nach dem 7:1 wurden Parkplätze und Einkaufswagen knapp, Kunden sollen bis zu zwei Stunden an der Kasse gewartet haben. Das Gartencenter war fast ausverkauft, berichtete die Zeitung „Die Welt“. „Vielleicht hätten wir eine Obergrenze für den Rabatt angeben sollen“, sagte Inhaber Ringk. „Aber mit einem solchen Resultat konnte man einfach nicht rechnen.“

Flop 2: Gratis-Brötchen bei deutschen Treffern

Ähnliches Prinzip, gleiches Halbfinal-Problem: Die Bäckereikette Büsch versprach für jedes deutsche Tor zusätzlich zum Einkauf ein Gratis-Brötchen. Die 130 Filialen verschenkten nach den sieben deutschen Toren 600.000 Brötchen. „Irgendwann waren wir dann ausverkauft und haben Gutscheine verteilt“, sagte Geschäftsführer Dirk Jonack dem „Handwerker Magazin“. Immerhin: Die Bäckerei lockte viele Neukunden in die Filialen.

Flop 3: Voodoo-Ronaldo

Man liebt ihn oder man hasst ihn: Am Real-Madrid-Star und Weltfußballer Cristiano Ronaldo scheiden sich die Geister. Beim Getränkehersteller Pepsi scheint er auf der Unbeliebtheitsskala ganz weit oben zu stehen. 2014, kurz vor dem WM-Qualifikationsspiel Schweden gegen Portugal, zeigte Pepsi auf Facebook Bilder, auf denen eine kleine Puppe des portugiesischen Fußballers zu sehen war. Eine niedliche Idee? Vielleicht – hätte es sich nicht um eine Voodoopuppe gehandelt, die gefesselt auf Bahnschienen lag. Der Slogan dazu: „Wir werden Portugal überrollen.“

Pepsi trat damit auf seiner eigenen Facebook-Seite einen Shitstorm los, portugiesische Fans riefen zum Boykott des Getränkeherstellers auf. Pepsi entschuldigte sich daraufhin öffentlich bei Ronaldo. Ironie des Schicksals: Portugal gewann das Spiel 3:2. Die drei Tore schoss Cristiano Ronaldo.

Flop 4: Mit Herzblut dabei

Nationalspieler Lukas Podolski kämpft mit ganzem Herzen für sein Land – diese Botschaft wollte Adidas wohl vermitteln. Kurz vor der WM 2014 zeigte der Sportartikelhersteller Fotos von Fußballstars, unter anderem eines vom deutschen Stürmer Podolski. Auf dem Bild hielt er ein blutiges Kuhherz in den Händen.

Auf der Facebook-Seite von Adidas bezeichneten Fans die Werbe-Idee als „einfach nur widerlich“ und „geschmacklos“; manche gelobten, nie wieder Adidas-Produkte zu kaufen. Tierschutzvereine äußerten sich kritisch zu der Aktion. Podolski sagte dazu zur „Bild am Sonntag“: „Ich habe bei dem Shooting keinen Ekel empfunden. Es zeigt mein Versprechen, mein Herz für den WM-Titel zu geben.“

Flop 5: Aufgepasst bei der Ortswahl

Lufthansa hat das Kunststück vollbracht, bereits Wochen vor der WM 2018 einen Marketing-Flop zu landen. Die Fluggesellschaft wollte mit einem Video für Flüge ins WM-Austragungsland Russland werben. In dem Werbespot reisen zwei deutsche Fans nach Moskau. Sie wollen alles genauso machen wie bei ihrer Reise zur WM in Brasilien, damit Deutschland den Titel verteidigt.

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Das Problem dabei: Das Unternehmen drehte das Video nicht in Moskau, sondern in Kiew. Die Hauptstadt der Ukraine ist im Video an einer markanten Kirche im Hintergrund zu erkennen. Dumm gelaufen.

Die Lufthansa rechtfertigte sich damit, dass der Film aus logistischen Gründen in der Ukraine gedreht wurde. Aber warum ausgerechnet in der Ukraine? Dass Russland 2014 die ukrainische Krim annektierte, führte zu einem bis heute anhaltenden Krieg im Osten des Landes. Fingerspitzengefühl bei der Wahl des Drehortes geht anders.

Auf Youtube und Facebook machten Nutzer ihrem Ärger darüber Luft, die Fluggesellschaft nahm das Video aus dem Netz.

Flop 6: Anti-Glücksspiel-Werbung geht nach hinten los

Glücksspiel kann Familien verarmen – so sollte die Botschaft einer Fernseh- und Plakatwerbung in Singapur während der WM 2014 lauten. Dumm nur, dass die Werbung einen Jungen zeigte, der seinen Freunden erzählt, sein Vater habe alle Ersparnisse auf die deutsche Mannschaft gesetzt. Den späteren Weltmeister.

Das freute vor allem Nutzer von sozialen Netzwerken: Sie gratulierten dem Vater des Jungen zum Wetterfolg und stellten Parodien des Videos ins Netz, in denen der Vater im Smoking mit hochwertigem Schmuck auftritt und das Glücksspiel gepriesen wird.

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Tatsächlich gewann die Mannschaft 7:1 gegen Brasilien – und im Barnstorfer Sporthaus brach am nächsten Tag das Chaos aus. „Kunden rissen sich die Ware gegenseitig aus den Händen, es wurde zwischen den Regalen geraucht, die Leute bestellten sich Pizza ins Geschäft“, berichtete Inhaber Ralf Meyer damals. Nach Absprache mit einem Rechtsanwalt entschied sich Meyer, den Rabatt zu reduzieren – 35 statt 70 Prozent. Er verwies auf einen angeblichen Fehler in der Anzeige. Das führte zu Protesten der Kunden, nachmittags gewährte Meyer deshalb die vollen 70 Prozent. Meyer: „Wir haben weit unter Einkaufspreis verkauft.“ Ladenschluss war eigentlich um 18 Uhr. Die letzten Kunden verließen den Laden erst gegen 1.30 Uhr nachts. Anders als das Sporthaus stand das Gartencenter Ringk in Nordrhein-Westfalen den ganzen Tag lang zu seinem 10-Prozent-Rabattversprechen: Nach dem 7:1 wurden Parkplätze und Einkaufswagen knapp, Kunden sollen bis zu zwei Stunden an der Kasse gewartet haben. Das Gartencenter war fast ausverkauft, berichtete die Zeitung „Die Welt“. "Vielleicht hätten wir eine Obergrenze für den Rabatt angeben sollen“, sagte Inhaber Ringk. „Aber mit einem solchen Resultat konnte man einfach nicht rechnen." Flop 2: Gratis-Brötchen bei deutschen Treffern Ähnliches Prinzip, gleiches Halbfinal-Problem: Die Bäckereikette Büsch versprach für jedes deutsche Tor zusätzlich zum Einkauf ein Gratis-Brötchen. Die 130 Filialen verschenkten nach den sieben deutschen Toren 600.000 Brötchen. „Irgendwann waren wir dann ausverkauft und haben Gutscheine verteilt“, sagte Geschäftsführer Dirk Jonack dem „Handwerker Magazin“. Immerhin: Die Bäckerei lockte viele Neukunden in die Filialen. Flop 3: Voodoo-Ronaldo Man liebt ihn oder man hasst ihn: Am Real-Madrid-Star und Weltfußballer Cristiano Ronaldo scheiden sich die Geister. Beim Getränkehersteller Pepsi scheint er auf der Unbeliebtheitsskala ganz weit oben zu stehen. 2014, kurz vor dem WM-Qualifikationsspiel Schweden gegen Portugal, zeigte Pepsi auf Facebook Bilder, auf denen eine kleine Puppe des portugiesischen Fußballers zu sehen war. Eine niedliche Idee? Vielleicht – hätte es sich nicht um eine Voodoopuppe gehandelt, die gefesselt auf Bahnschienen lag. Der Slogan dazu: "Wir werden Portugal überrollen." Pepsi trat damit auf seiner eigenen Facebook-Seite einen Shitstorm los, portugiesische Fans riefen zum Boykott des Getränkeherstellers auf. Pepsi entschuldigte sich daraufhin öffentlich bei Ronaldo. Ironie des Schicksals: Portugal gewann das Spiel 3:2. Die drei Tore schoss Cristiano Ronaldo. Flop 4: Mit Herzblut dabei Nationalspieler Lukas Podolski kämpft mit ganzem Herzen für sein Land – diese Botschaft wollte Adidas wohl vermitteln. Kurz vor der WM 2014 zeigte der Sportartikelhersteller Fotos von Fußballstars, unter anderem eines vom deutschen Stürmer Podolski. Auf dem Bild hielt er ein blutiges Kuhherz in den Händen. Auf der Facebook-Seite von Adidas bezeichneten Fans die Werbe-Idee als „einfach nur widerlich“ und „geschmacklos“; manche gelobten, nie wieder Adidas-Produkte zu kaufen. Tierschutzvereine äußerten sich kritisch zu der Aktion. Podolski sagte dazu zur „Bild am Sonntag“: „Ich habe bei dem Shooting keinen Ekel empfunden. Es zeigt mein Versprechen, mein Herz für den WM-Titel zu geben.“ Flop 5: Aufgepasst bei der Ortswahl Lufthansa hat das Kunststück vollbracht, bereits Wochen vor der WM 2018 einen Marketing-Flop zu landen. Die Fluggesellschaft wollte mit einem Video für Flüge ins WM-Austragungsland Russland werben. In dem Werbespot reisen zwei deutsche Fans nach Moskau. Sie wollen alles genauso machen wie bei ihrer Reise zur WM in Brasilien, damit Deutschland den Titel verteidigt. Das Problem dabei: Das Unternehmen drehte das Video nicht in Moskau, sondern in Kiew. Die Hauptstadt der Ukraine ist im Video an einer markanten Kirche im Hintergrund zu erkennen. Dumm gelaufen. Die Lufthansa rechtfertigte sich damit, dass der Film aus logistischen Gründen in der Ukraine gedreht wurde. Aber warum ausgerechnet in der Ukraine? Dass Russland 2014 die ukrainische Krim annektierte, führte zu einem bis heute anhaltenden Krieg im Osten des Landes. Fingerspitzengefühl bei der Wahl des Drehortes geht anders. Auf Youtube und Facebook machten Nutzer ihrem Ärger darüber Luft, die Fluggesellschaft nahm das Video aus dem Netz. Flop 6: Anti-Glücksspiel-Werbung geht nach hinten los Glücksspiel kann Familien verarmen – so sollte die Botschaft einer Fernseh- und Plakatwerbung in Singapur während der WM 2014 lauten. Dumm nur, dass die Werbung einen Jungen zeigte, der seinen Freunden erzählt, sein Vater habe alle Ersparnisse auf die deutsche Mannschaft gesetzt. Den späteren Weltmeister. Das freute vor allem Nutzer von sozialen Netzwerken: Sie gratulierten dem Vater des Jungen zum Wetterfolg und stellten Parodien des Videos ins Netz, in denen der Vater im Smoking mit hochwertigem Schmuck auftritt und das Glücksspiel gepriesen wird.