OMR Education
Lernen von OMR: Geschäftsmodelle entwickeln wie Philipp Westermeyer

OMR-Gründer Philipp Westermeyer versteht es, schnell neue Geschäftsfelder zu erschließen. Mit OMR Education hat er nun auch eine Marke im Weiterbildungsbereich. Seine Erfolgsformel in fünf Schritten.

10. März 2025, 16:23 Uhr, von Peter Neitzsch, Wirtschaftsredakteur

OMR-Gründer Philipp Westermeyer
Unter der Marke OMR Education bietet Philipp Westermeyer auch Schulungen und Seminare an.
© Janne Dierks

Erst ging es für Philipp Westermeyer nur darum, die Krise zu überstehen. Doch am Ende ging ein anderes Unternehmen ­daraus hervor. Heute sagt der OMR-Chef: „Die Corona-Pandemie war für uns eine große Chance. Denn wir mussten uns fragen: Was können wir noch machen?“

Vor 2020 war das OMR-Festival mit rund 50.000 Besuchern der mit Abstand größte ­Umsatzbringer der Hamburger Eventfirma. Dann mussten Westermeyer und sein Team mit rund 100 Mitarbeitenden die Messe für ­Digital-Marketing von einem Tag auf den ­anderen absagen. 2021 fiel das Festival ­wegen der Corona-Einschränkungen erneut aus.

„In den ersten ­Corona-Jahren hatten wir den absoluten Tiefpunkt erreicht“, berichtet ­Philipp Westermeyer. Zu diesem Zeitpunkt war es völlig unklar, ob es in absehbarer Zeit überhaupt wieder Großveranstaltungen geben würde. „Meine Führungsvorgabe war, dass wir alle Mitarbeiter halten wollen – und das haben wir auch geschafft“, ­erinnert er sich. Doch wie ging es dann weiter? Was hat sich nachhaltig verändert?

Philipp ­Westermeyer: OMR wird zum Medienunternehmen

Das Unternehmen hat die Krise nicht nur überstanden, es wurde danach sogar viel größer. Inhaber Philipp ­Westermeyer stellte seine Firma breiter auf, erschloss neue Geschäftsfelder und transformierte das Geschäftsmodell. OMR wandelte sich vom Festivalveranstalter zum Medienunternehmen mit heute rund 350 Beschäftigten. In den Folgejahren stellte OMR in manchen Monaten 40 bis 50 neue Teammitglieder ein. Rund 65 Millionen Euro Umsatz machte die Unternehmensgruppe zuletzt.

„Ich habe auch vor Corona schon mal einen Unternehmerpreis gewonnen“, erzählt der 46-Jährige. „Damals fühlte sich das immer ein wenig so an, als hätte ich den gar nicht verdient.“ Das sei jetzt anders. Nicht nur sein Unternehmen sei gestärkt aus der Krise hervorgegangen, auch er selbst habe in dieser Zeit an Selbstbewusstsein gewonnen.

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Zum OMR-Universum gehören mittlerweile vier operative GmbHs mit eigenen Geschäftsführern und etliche Beteiligungen. Das Tochterunternehmen ­Podstars by OMR produziert in vier Studios mehr als 50 ­verschiedene ­Podcasts – darunter bekannte Formate wie „Fast & Curious” mit Lea-Sophie Cramer und Verena Pausder oder „Lanz & Precht“. Mehr als 40 Menschen arbeiten in diesem Bereich.

Neu hinzugekommen ist auch OMR Reviews – eine Informationsplattform für Software. „Unternehmen können bei uns recherchieren, welche Software für sie infrage kommt“, erläutert Westermeyer das Konzept. Die rund 60 Mitarbeitenden des ­Reviews-Teams belegen ein halbes Stockwerk im OMR-Gebäude.

OMR Education: Alle OMR Schulungen unter einem Dach

Seit 2022 gehört zur Firmengruppe auch die Tochter OMR Education, die von Marc ­Johannsen (51) geleitet wird. Unter dem Label sind alle Weiterbildungsangebote von OMR ­gebündelt, wie das Fachmagazin OMR-Report, E-Learning-Kurse und Präsenzseminare, die auf dem OMR-Festival stattfinden.

Die Tochterfirma mit rund 50 Beschäftigten entstand aus einer ­Fusion des OMR-Weiterbildungsbereichs mit Headstart Studios, einem E-Learning-­Anbieter, den Johannsen gegründet hatte. Die befreundeten Unternehmer ­erkannten schnell die Synergien, die ihre beiden Firmen boten: Headstart Studios brachte das Know-how für die Produktion von E-Learning-Kursen mit und OMR eine starke Marke, die auch im B2C-­Bereich bekannt war.

Systematisch neue Geschäftsmodelle entwickeln

„Neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, ist ­eine Kernaufgabe der Geschäftsführung“, schildert Westermeyer den Wachstumsprozess bei OMR. „In die ­Ideenfindung bin ich noch eingebunden, aber dann versuche ich möglichst schnell, Verantwortung abzugeben.“

Doch wie können Unternehmerinnen und Unternehmer neue Geschäftsfelder erschließen, die Umsätze mit zusätzlichen Erlösquellen stabilisieren? Wie das funktionieren kann, lässt sich am Beispiel des jüngsten Mitglieds der Firmenfamilie, OMR Education, zeigen: Ein Lehrstück in fünf Schritten.

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1. Schritt: Risiken im Geschäftsmodell ­identifizieren

Ein Treiber für die Erschließung neuer ­Geschäftsfelder ist Marc Johannsen zufolge die Risiko-Diversifikation. Wer sich fragt, wohin sich sein Unternehmen entwickeln könnte, sollte zunächst Risiken im bestehenden ­Geschäftsmodell identifizieren.

„Die meisten Geschäftsmodelle in der OMR-Familie sind werbegetrieben“, sagt Johannsen. Das Festival beispielsweise finanziert sich durch Unternehmen, die für einen Messestand bezahlen. Auch die Podcasts verdienen an ­Werbekunden, die einzelne Folgen sponsern und den Zuhörern vom Moderator präsentiert werden. Rund 90 Prozent der Umsätze der OMR-Gruppe stammen aus solchen Vermarktungserlösen, rechnet Johannsen vor. „Damit besteht natürlich eine große Abhängigkeit vom Anzeigenmarkt. Das haben wir mit OMR ­Education etwas aufgebrochen.“

Die treibende Frage hinter der Entwicklung dieses Geschäftsbereichs war: „Wie können wir uns von Werbeerlösen unabhängiger machen?“ Als Antwort darauf entstand ein Produkt, das sich direkt an die Endkunden richtet – ­Menschen, die sich fortbilden möchten, und Unternehmen, die nach Schulungen für ihre Mitarbeitenden suchen. „Wir sind ganz bewusst den Schritt in Richtung Weiterbildungsanbieter ­gegangen, um uns innerhalb des OMR-­Kosmos breiter aufzustellen.“

2. Schritt: Wachstumsfelder erkennen

Auch ohne neue Geschäftsmodelle zu finden, können sich Unternehmen innerhalb des bestehenden Geschäftsmodells breiter aufstellen, indem sie Wachstumsfelder identifizieren. Marc Johannsen und sein Team bei OMR ­Education überlegen ständig, wie sie ihr Angebot über neue Themen, ­Themenvarianten oder neue Produkte erweitern können.

Ausgangspunkt für diese Überlegungen ist immer der Kunde. Unternehmerinnen und ­Unternehmer sollten sich Johannsen zufolge fragen:

  1. Wer gehört zu unserer Zielgruppe, und was haben diese Menschen noch für ­Bedürfnisse, die wir bislang nicht abdecken?
  2. Wer könnte ebenfalls an unserem Produkt interessiert sein – wie können wir das, was wir bereits machen, auf andere Zielgruppen übertragen?

Die Folge: „Wir haben unsere Produktpalette erweitert und geschaut, wem wir das noch anbieten können.“

Mittlerweile gehören zum Portfolio von OMR Education mehr als 300 Veranstaltungen wie Webinare und Live-Sessions im Jahr. Zu mehr als einem Dutzend Marketingthemen wie Linkedin-Marketing oder Suchmaschinen-Optimierung bietet die Firma E-Learning-­Kurse an. Auch inhaltlich versucht sich OMR ­Education breiter aufzustellen: Zum Angebot gehören nicht mehr nur Kurse aus dem Bereich Digital-Marketing, sondern auch verwandte Themen wie Employer Branding.

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Mehr als 50.000 Menschen nutzen die OMR-Weiterbildungsangebote jedes Jahr. Dabei sind auch Angebote für neue Zielgruppen dazu­gekommen. Zum Beispiel von der Agentur für ­Arbeit geförderte Weiterbildungs­programme für ­Arbeitssuchende und individuell entwickelte Lösungen für Unternehmenskunden.

3. Schritt: Produkte entwickeln und testen

Marc Johannsen rät dazu, Dinge zunächst im Kleinen auszuprobieren, um Erfahrungen zu sammeln und gemeinsam mit Partnern Expertise aufzubauen: „Es hat sich bei uns bewährt, den Fokus auf eine schnelle Umsetzung zu ­legen.“ Testen, Daten sammeln, analysieren und dann optimieren, funktioniere besser, als lange ­irgendwelche Meilensteine zu planen.

Die ­Devise im Business Development: Weniger theoretische Marktforschung und mehr praktisches Ausprobieren. „Lieber ­eine schnelle, pragmatische Lösung und dann noch mal nachjustieren, als zu viel Zeit mit Grundsatzerwägungen zu verlieren“, ­erläutert ­Johannsen das Prinzip.

Das Team setzt ein neues Thema deshalb ­zunächst in den schneller zu produzierenden Formaten um – etwa in Form von Live-Webinaren mit Experten oder im Podcast. Anschließend werden die Themen im OMR-­Report vertieft. Mehr als 25 Ausgaben des Fachmagazins für Digitalmarketing gibt es aktuell gedruckt und digital. Aus diesen ­Inhalten lassen sich dann die E-Learning-Kurse konzipieren.

„Auf diese Weise können wir mehr über ein Thema lernen und schon mal Kontakte zu ­potenziellen Referenten knüpfen“, sagt Marc ­Johannsen. Gleichzeitig testet das Team so das Interesse am Thema: Auf welche Resonanz stößt es beim Leser, Zuhörer oder den Teilnehmern einer Live-Session? Lohnt es sich, das ­größer aufzuziehen? „Funktioniert etwas im Kleinen, dann kann man es auch ausweiten.“

4. Schritt: Professionalisierung und Know-how-Ausbau

Als Nächstes geht es darum, aus dem gewonnenen Wissen komplexere Produkte zu bauen: Um einen E-Learning-Kurs zu einem Thema zu erstellen, braucht es rund sechs Monate Vorlauf. Für jeden Kurs ­produziert das Team rund 30 bis 40 Stunden E-Learning-Inhalte mit ­Experten, die aufeinander aufbauen. So viel Zeit sollte nicht in ­Themen investiert werden, die beim Publikum durchfallen.

Ein Schritt in Richtung Professionalisierung ist die Zertifizierung eines E-Learning-Programms, damit die Weiterbildungsmaßnahme auch staatlich gefördert werden kann. Was ­viele nicht wissen: Die Agentur für Arbeit fördert nicht nur Weiterbildungen auf individu­eller Ebene, auch Unternehmen profitieren durch das Qualifizierungschancengesetz von der Möglichkeit, Schulungen für ihre Team­mitglieder fördern zu lassen. Hier geht es zum geförderten Angebot von OMR Education.

Die Zertifizierung kann weitere drei bis sechs Monate dauern. Gleichzeitig sollten ­Unternehmerinnen und Unternehmer ihr ­Angebot regelmäßig überprüfen und auf ­Veränderungen reagieren. Ein einmal ent­wickeltes Programm bleibt bei OMR Education in dieser Form maximal 18 Monate bestehen. „Spätestens dann sind umfassende Anpassungen erforderlich, weil die Produkte nicht mehr aktuell sind“, sagt Johannsen.

5. Schritt: Skalierung und Wachstum

Ist ein neuer E-Learning-Kurs erfolgreich eingeführt und zertifiziert, geht es im nächsten Schritt darum, das Angebot zu skalieren – also die Umsätze zu erhöhen, ohne dass die Kosten gleichermaßen steigen.

Dafür ist es Johannsen zufolge vor allem ­nötig, die Prozesse glattzuziehen: Standardisierte Abläufe und ein automatisierter Workflow sorgen dafür, dass möglichst viele Kunden die E-Learning-Kurse buchen können. Ist das ­gegeben, lässt sich der Verkauf des Produkts durch gezieltes Marketing auf den richtigen Kanälen ankurbeln.

„Berufliche Weiterbildung wird zwar häufig B2B bezahlt, aber im Marketing funktioniert sie wie B2C“, erklärt Johannsen. Weil Menschen ihre Weiterbildungen meist individuell aussuchen würden, müssten sie auch individuell angesprochen und bei ihren Interessen abgeholt werden. „Wir sind mit Einzelverkäufen über den OMR-Shop deutlich besser gefahren als mit großen Inhouse-Schulungen.“

Mittlerweile kommen im Bereich OMR ­Education nur noch 10 Prozent der Umsätze aus Werbung. Die übrigen 90 Prozent werden durch Käufe im Webshop generiert, stammen aus Fördermitteln oder aus dem Agentur­geschäft, also aus maßgeschneiderten Weiter­bildungslösungen für B2B-Kunden. Ein Ansatz der sich auszahlt: Der Education-Umsatz von OMR ist seit der Fusion 2022 profitabel ­gewachsen und liegt mittlerweile bei knapp 7 Millionen Euro.

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