Ständiges Entschuldigen
Schluss mit „Sorry“! 4 Alternativen zur Entschuldigung

Wer sich oft entschuldigt, nervt seine Mitmenschen und macht sich unnötig klein. Was Sie stattdessen besser sagen.

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Ständiges entschuldigen
© jayk7 / Moment RF / Getty Images

Eins vorweg: Wer etwas verbockt hat, wer gegen Werte verstoßen hat, wer etwas Unangebrachtes gesagt hat, der sollte um Entschuldigung bitten. Das ist guter Stil, das zeugt von Größe. Auch als Chef.

Es gibt aber Menschen, die entschuldigen sich für alles.

Fürs Anwesend-sein. „Entschuldigung, ich dachte, ich komm einfach mal mit.“

Fürs Nicht-anwesend-sein: „Entschuldigung, ich muss gehen.“

Dafür, eine eigene Meinung zu haben: „Entschuldigung, ich sehe das anders.“

Dafür, jemanden an seine Aufgabe zu erinnern: „Entschuldigung, dass ich das Thema nochmal anspreche.“

Die Expertin
Dami Charf ist soziale Verhaltenswissenschaftlerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie.

Dafür, wenig Zeit zu haben: „Entschuldigung, ich wollte gestern anrufen, aber ich hatte viel um die Ohren.“

„Manche Menschen entschuldigen sich sogar dafür, dass es regnet“, sagt Dami Charf, soziale Verhaltenswissenschaftlerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Und genau wie jemand, der sich nie entschuldigt, so können auch Menschen, die permanent und ohne Grund um Entschuldigung bitten, auf Probleme stoßen. Aus diesen Gründen:

1. Die Entschuldigung verliert ihre Wirkung

Jeder entschuldigt sich mal für Dinge, die eigentlich keiner Entschuldigung bedürfen. „Ich kenne kaum jemanden, der das gar nicht macht“, so Charf. Doch Entschuldigungen gehören zu den Dingen, die bei erhöhter Dosis an Kraft verlieren. So wie man ständigen Lügnern keinen Glauben mehr schenkt. Genauso ist es bei Entschuldigungen. In der Überdosis nimmt sie niemand mehr ernst.

2. Wer sich ständig entschuldigt, macht sich klein

„Entschuldigungen haben die Aufgabe, geschädigte Beziehungen wiederherzustellen“, sagt Charf. Schon als Kind habe man beigebracht bekommen, sich zu entschuldigen, um wieder Freunde sein zu können. „Wenn ich Entschuldigung sage, muss mein Gegenüber wieder okay sein mit mir“, sei die Überzeugung, die Kinder auf diese Weise von ihren Eltern mitgegeben bekommen.

Die Frage ist jedoch: Entschuldigt man sich, weil man etwas falsch gemacht hat, oder entschuldigt man sich, weil man denkt: Ich bin falsch?

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„Das ist ein Riesenunterschied“, so Charf. „Mit Entschuldigungen, wo es keine braucht, sagen wir über uns selbst aus: Ich bin nicht okay, aber ich hoffe, dass du trotzdem okay mit mir bist. Oft handelt es sich um ein angeknackstes Selbstbewusstsein, das da spricht und dafür sorgt, dass man sich immer kleiner macht, als man eigentlich ist.“ Gerade im Job kann das fatal sein.

Menschen mit geringem Selbstwert suchten ständig Anerkennung von außen, etwa, indem sie laufend um Entschuldigung bitten und auf eine positive Reaktion des Gegenübers hoffen. Doch dieses Lechzen nach Bestätigung wird von anderen häufig als Schwäche wahrgenommen.

3. Zu häufiges Entschuldigen nervt

Wer sich ständig entschuldigt, verlangt vom Gegenüber, ständig zu verzeihen. „Wer kein ganz liebloser Mensch ist, ist praktisch gezwungen, auf die Entschuldigung hin zu reagieren“, so Charf. Zum Beispiel mit: „Ach komm, ist doch nicht so schlimm.“

„Dieses Aufpäppeln des anderen ist extrem anstrengend“, so Charf. Und es bringe auch nichts. „Das Gegenüber wird seine Bestätigung immer wieder in neuen Entschuldigungen suchen.“ Das Umfeld versuche den Dauerentschuldiger dann häufig aufzubauen und packe ihn womöglich in Watte. Macht der dann tatsächlich mal etwas falsch, ist es kaum noch möglich, konstruktive Kritik zu üben, weil man Angst haben muss, dass dies sofort als Angriff auf die Person wahrgenommen wird.

Alternativen zur Entschuldigung

Wenn unangebrachte und überflüssige Entschuldigungen im Übermaß so schädlich sind – was kann man tun, um sie zu vermeiden?

1. Abwarten

„Es geht darum zu üben abzuwarten, ob mein Gegenüber überhaupt ein Problem mit meinem Verhalten hat.“ Sich so gegen den Verzeih-mir-Impuls zu stellen, sei anfänglich sehr schwer, lohne sich aber, so Charf.

2. Fragen

Bevor man übereilt eine Entschuldigung vorschießt, könne man die andere Person auch einfach fragen, ob etwas nicht in Ordnung ist, empfiehlt Charf. Gibt es kein Problem, ist auch keine Entschuldigung nötig.

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3. Bedanken

„Danke, dass Ihr auf mich gewartet habt.“ „Danke, dass Du mich auf den Fehler aufmerksam gemacht hast.“ „Danke für den Verbesserungsvorschlag. Das ist ein guter Tipp.“ Viele unnötige Entschuldigungen kann man durch ein einfaches Danke ersetzen.

Mehr zum Thema: Dankesschreiben: 9 Vorlagen mit guten Formulierungen

4. Einfach weglassen

Statt „Entschuldigung, dass der Bericht erst morgen fertig wird, ich war gestern krank.“ „Ich war gestern krank, der Bericht ist morgen fertig.“ Oder statt „Entschuldigung, ich habe eine Zwischenfrage.“ „Ich habe eine Frage.“

Wie können Kollegen und Chefs mit Dauerentschuldigern umgehen?

„Man kann das Verhalten des anderen nicht ändern“, erklärt Charf. Allerdings könne man Grenzen aufzeigen: „Seien Sie nett, aber konsequent. Ich würde vermitteln: Ich sage, wenn du mir auf die Füße trittst. Darauf kannst du dich verlassen.“ Wichtig sei es auch, dem anderen das Vertrauen zu vermitteln, dass sie beide als erwachsene Personen darauf zählen können, in Austausch zu treten, wenn sich jemand verletzt fühlt.

Oft helfe auch ein freundlicher Hinweis, wieso eine Entschuldigung in einer Situation nicht angebracht ist. Etwa nach einem Meeting unter vier Augen: „Du hör mal, bevor du deine Meinung äußerst, brauchst du dich wirklich nicht dafür entschuldigen. Wir sind schließlich genau zum Meinungsaustausch zusammengekommen.“

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Aus diesen Gründen: 1. Die Entschuldigung verliert ihre Wirkung Jeder entschuldigt sich mal für Dinge, die eigentlich keiner Entschuldigung bedürfen. „Ich kenne kaum jemanden, der das gar nicht macht“, so Charf. Doch Entschuldigungen gehören zu den Dingen, die bei erhöhter Dosis an Kraft verlieren. So wie man ständigen Lügnern keinen Glauben mehr schenkt. Genauso ist es bei Entschuldigungen. In der Überdosis nimmt sie niemand mehr ernst. 2. Wer sich ständig entschuldigt, macht sich klein „Entschuldigungen haben die Aufgabe, geschädigte Beziehungen wiederherzustellen“, sagt Charf. Schon als Kind habe man beigebracht bekommen, sich zu entschuldigen, um wieder Freunde sein zu können. „Wenn ich Entschuldigung sage, muss mein Gegenüber wieder okay sein mit mir“, sei die Überzeugung, die Kinder auf diese Weise von ihren Eltern mitgegeben bekommen. Die Frage ist jedoch: Entschuldigt man sich, weil man etwas falsch gemacht hat, oder entschuldigt man sich, weil man denkt: Ich bin falsch? „Das ist ein Riesenunterschied“, so Charf. „Mit Entschuldigungen, wo es keine braucht, sagen wir über uns selbst aus: Ich bin nicht okay, aber ich hoffe, dass du trotzdem okay mit mir bist. Oft handelt es sich um ein angeknackstes Selbstbewusstsein, das da spricht und dafür sorgt, dass man sich immer kleiner macht, als man eigentlich ist.“ Gerade im Job kann das fatal sein. Menschen mit geringem Selbstwert suchten ständig Anerkennung von außen, etwa, indem sie laufend um Entschuldigung bitten und auf eine positive Reaktion des Gegenübers hoffen. Doch dieses Lechzen nach Bestätigung wird von anderen häufig als Schwäche wahrgenommen. 3. Zu häufiges Entschuldigen nervt Wer sich ständig entschuldigt, verlangt vom Gegenüber, ständig zu verzeihen. „Wer kein ganz liebloser Mensch ist, ist praktisch gezwungen, auf die Entschuldigung hin zu reagieren“, so Charf. Zum Beispiel mit: „Ach komm, ist doch nicht so schlimm.“ „Dieses Aufpäppeln des anderen ist extrem anstrengend“, so Charf. Und es bringe auch nichts. „Das Gegenüber wird seine Bestätigung immer wieder in neuen Entschuldigungen suchen.“ Das Umfeld versuche den Dauerentschuldiger dann häufig aufzubauen und packe ihn womöglich in Watte. Macht der dann tatsächlich mal etwas falsch, ist es kaum noch möglich, konstruktive Kritik zu üben, weil man Angst haben muss, dass dies sofort als Angriff auf die Person wahrgenommen wird. Alternativen zur Entschuldigung Wenn unangebrachte und überflüssige Entschuldigungen im Übermaß so schädlich sind – was kann man tun, um sie zu vermeiden? 1. Abwarten „Es geht darum zu üben abzuwarten, ob mein Gegenüber überhaupt ein Problem mit meinem Verhalten hat.“ Sich so gegen den Verzeih-mir-Impuls zu stellen, sei anfänglich sehr schwer, lohne sich aber, so Charf. 2. Fragen Bevor man übereilt eine Entschuldigung vorschießt, könne man die andere Person auch einfach fragen, ob etwas nicht in Ordnung ist, empfiehlt Charf. Gibt es kein Problem, ist auch keine Entschuldigung nötig. 3. Bedanken „Danke, dass Ihr auf mich gewartet habt.“ „Danke, dass Du mich auf den Fehler aufmerksam gemacht hast.“ „Danke für den Verbesserungsvorschlag. Das ist ein guter Tipp.“ Viele unnötige Entschuldigungen kann man durch ein einfaches Danke ersetzen. Mehr zum Thema: Dankesschreiben: 9 Vorlagen mit guten Formulierungen 4. Einfach weglassen Statt „Entschuldigung, dass der Bericht erst morgen fertig wird, ich war gestern krank.“ „Ich war gestern krank, der Bericht ist morgen fertig.“ Oder statt „Entschuldigung, ich habe eine Zwischenfrage.“ „Ich habe eine Frage.“ [mehr-zum-thema] Wie können Kollegen und Chefs mit Dauerentschuldigern umgehen? „Man kann das Verhalten des anderen nicht ändern“, erklärt Charf. Allerdings könne man Grenzen aufzeigen: „Seien Sie nett, aber konsequent. Ich würde vermitteln: Ich sage, wenn du mir auf die Füße trittst. Darauf kannst du dich verlassen.“ Wichtig sei es auch, dem anderen das Vertrauen zu vermitteln, dass sie beide als erwachsene Personen darauf zählen können, in Austausch zu treten, wenn sich jemand verletzt fühlt. Oft helfe auch ein freundlicher Hinweis, wieso eine Entschuldigung in einer Situation nicht angebracht ist. Etwa nach einem Meeting unter vier Augen: „Du hör mal, bevor du deine Meinung äußerst, brauchst du dich wirklich nicht dafür entschuldigen. Wir sind schließlich genau zum Meinungsaustausch zusammengekommen.“