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Prävention von Mobbing betrifft verschiedene Unternehmensbereiche
Wie kann Mobbing im Team verhindert werden, bevor es überhaupt entsteht? Damit Mobbing-Prävention gelingt, braucht es Anti-Mobbing-Methoden in ganz verschiedenen Abteilungen – und auch abteilungsübergreifend. Von gezielten Schulungen über kluge Recruiting-Entscheidungen bis hin zu Anti-Mobbing-Übungen für eine offene Unternehmenskultur. Mit den folgenden neun Tipps bauen Sie zwischenmenschliche Barrieren im Unternehmen ab, fördern ein respektvolles Miteinander, und betreiben auf diese Weise umfassende Mobbing-Prävention am Arbeitsplatz.
Mobbing-Prävention im Team
1. Mitarbeitende schulen
„Diversity-Schulungen können dazu beitragen, die Bedeutung von Vielfalt zu schätzen“, sagt Ursula Dangelmayr, Psychologin und Führungskräftetrainerin aus Göppingen. Solche Schulungen können auch aus Anti-Mobbing-Übungen bestehen: Ein Beispiel dafür sind Rollenspiele, bei denen man übt, sich in andere hineinzuversetzen.
Auch Resilienztrainings sind ein gutes Element der Mobbing-Prävention. Sie stärken Mitarbeitende mental und helfen, den Umgang mit Stress und Fehlern zu verbessern. Der Effekt: Wer souverän durch den eigenen Joballtag geht, hat weniger negative Gefühle, die er regulieren muss. Diese stecken oft hinter Mobbing-Attacken und Ausgrenzung am Arbeitsplatz.
2. Zufriedenheit messen
„Wer auf die Teamstimmung achtet, erkenne eher, ob jemand gemobbt wird“, sagt Olaf Geramanis, Fachhochschuldozent für Gruppendynamik aus Basel. Er rät zu regelmäßigen Feedbackgesprächen, besonders, wenn Veränderungen im Unternehmen anliegen. Mitarbeiterumfragen und Gefährdungsbeurteilungen unterstützen zudem dabei, Kommunikationsprobleme und Ausgrenzung frühzeitig zu erkennen. Eine konkrete Methode, die Stimmung im Team zu messen, ist, Mitarbeitende den Gallup-Q12-Fragebogen ausfüllen zu lassen.
3. Team-Zusammenhalt fördern
Gemeinsame Kaffeepausen oder Teamausflüge könnten das Teamgefühl stärken, so Geramanis. Auch über Gesten lasse sich Wertschätzung ausdrücken – etwa über die, einen Kuchen mitzubringen, auf ein Feierabendbier einzuladen oder Schokolade zum Nikolaus zu verteilen. Chefs und Chefinnen sollten hier mit gutem Beispiel vorangehen.
Mobbing-Prävention im Recruiting
4. Recruiting anpassen
Unternehmen können bei der Einstellung neuer Fachkräfte mehr auf Diversität achten, etwa beim Alter und Geschlecht. Und sie können mehr Menschen mit Behinderung ins Team holen. So entsteht laut Ursula Dangelmayr langfristig eher ein Klima, in dem sich jeder akzeptiert und respektiert fühlt.
5. Onboarding optimieren
Wie neue Teammitglieder ins Unternehmen eingeführt werden, hat einen wesentlichen Einfluss auf die Zugehörigkeit im Team. Hier kann ein strukturiertes Onboarding helfen, zum Beispiel mit einem Buddy, der neuen Mitarbeitenden an die Seite gestellt wird und erster Ansprechpartner für Fragen ist.
Mobbing-Prävention in der Führung
6. Kompetenzen erweitern
Auch Führungskräfte sollten laut Ursula Dangelmayr neben Fachwissen bestimmte Fähigkeiten mitbringen, zum Beispiel Konfliktmanagement beherrschen oder gut mit einem divers aufgestellten Team umgehen können. Wer als Führungskraft bemerkt, diese Fähigkeiten nicht gut zu beherrschen, sollte sich entsprechend schulen lassen.
Mobbing-Prävention in der Unternehmenskultur
7. Kritik zulassen
Es sei wichtig, für die Prävention von Mobbing ein offenes Klima zu schaffen, in dem Kritik geäußert werden kann, so Geramanis. Eine Firmenkultur, die auf Werten wie Respekt und Vertrauen basiert, minimiert das Risiko für Mobbing am Arbeitsplatz.
8. Regeln formulieren
Schriftliche Verhaltensrichtlinien wie Anti-Mobbing-Regeln oder Betriebsvereinbarungen würden ein gutes Arbeitsklima fördern, so Ursula Dangelmayr. Daran könnten sich auch Vorgesetzte orientieren und für sich festlegen, wann es Zeit sei, einzugreifen.
9. Ängste nehmen
Soll ich meine Kritik äußern? Welche Konsequenzen hat sie? Trotz einer offenen Unternehmenskultur können anonyme Feedbacksysteme sinnvoll sein und Mobbing vorbeugen. Das gelingt zum Beispiel mit einem Pappkarton, in den Mitarbeitende anonym Zettel mit ihrer formulierten Kritik einwerfen können. Solche Feedbackmöglichkeiten unterstützen Mitarbeitende ihr Anliegen ohne Angst vor Konsequenzen äußern und tragen zur Mobbing-Prävention bei.
Prof. Dr. Olaf Geramanis ist Dozent für Gruppendynamik an der Fachhochschule Nordwestschweiz und Berater für Organisationsentwicklung in Basel. Er ist Autor des Buches „Vertrauen und Vertrautheit in Organisationen“ (Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, 96 Seiten, 18 Euro).
Ursula Dangelmayr ist Psychologin und Organisationsentwicklerin aus Göppingen. Sie bietet Beratung für Teamentwicklung, Organisationsentwicklung und Personal- und Führungskräfteentwicklung an.
