Circle of Influence
Schluss mit Opferdenken: Pack an, was dich wirklich voranbringt

Wer Energie auf Dinge verschwendet, die er nicht ändern kann, bremst sich und sein Unternehmen aus. Mit dem Modell Circle of Influence erkennst du, was du wirklich beeinflussen kannst.

Aktualisiert am 29. August 2025, 14:15 Uhr, von Lena Kaltenbach, Redakteurin

Eine Formation an weißen Papierfliegern fliegt in Richtung einer rot-weißen Zielscheibe. Der Papierflieger an der Spitze der Formation ist rot.
Energie dorthin lenken, wo du Einfluss hast. Mit dem Circle of Influence Modell.
© J Studios / DigitalVision / Getty Images

„Daran kann ich ja eh nichts ändern.“ Hast du dich bei diesem Gedanken schon mal ertappt? Chaotische Zollpolitik, steigende Energiepreise, Konjunkturprobleme – viele Führungskräfte verbrauchen ihre Energie für Dinge, die sie nicht beeinflussen oder kontrollieren können. Die Folge? Frustration, Stress und Ohnmachtsgefühle.

Der Circle of Influence ist ein Modell, das Abhilfe verspricht: Es lenkt deinen Blick auf die Bereiche, in denen du wirklich etwas verändern kannst. Wir erklären, wie du damit arbeiten kannst und welchen Nutzen du für dich und deinen Arbeitsalltag daraus ziehen kannst.

Was ist der Circle of Influence

Der Circle of Influence ist ein Tool zur Selbstreflexion und zum Selbstmanagement. Er verschafft dir einen klaren Überblick, indem du deine Gedanken und Probleme systematisch ordnest.

„Wir Menschen wollen wirksam sein und etwas Sinnvolles tun“, erklärt die Leadership-Expertin und Agile Coach Sabine Hahn. Sie nutzt das Modell regelmäßig in Führungskräftetrainings. „Die zunehmende Geschwindigkeit und Komplexität der Welt resultiert bei vielen in einem Gefühl der Ohnmacht. Wir sehnen uns nach Halt und Selbstwirksamkeit, damit wir – salopp gesagt – nicht durchdrehen.“ Der Circle of Influence hilft dir dabei dieses Ziel zu erreichen.

Ursprung des Circle of Influence

Als Begründer des Circle of Influence gilt der US-Hochschullehrer Stephen Covey (1932 bis 2012), der an der Jon M. Huntsman School of Business der Utah State University unterrichtete. In seinem Selbstmanagement-Buch „Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg“ von 1989 unterteilte er Probleme in drei Kategorien: Direkte Kontrolle, Indirekte Kontrolle und keine Kontrolle. Außerdem entwickelte er bereits ein Kreis-Modell mit den Bereichen Interessen/Sorgen und Einfluss. Aus diesen beiden Grundpfeilern entstand der heute übliche Circle of Influence mit seinen drei Bereichen.

Die Idee hinter dem Modell: Steck deine Energie in die Dinge, die du ändern kannst und wo Output spürbar ist.

Der Aufbau: Der Circle of Influence ist – wie der Name bereits verrät –  aufgebaut wie ein Kreis. Dieser besteht aus drei Bereichen:

  • Der äußere Bereich, auch genannt Circle of Concern (Kreis der Interessen/Sorgen): „Hier finden alle Gedanken und Sorgen ihren Platz, die dich zwar beschäftigen, aber die du nicht beeinflussen oder kontrollieren kannst“, erklärt Hahn. Dazu gehört die Weltpolitik oder auch das Wetter.
  • Der mittlere Bereich, auch genannt Circle of Influence (Kreis des Einflusses): Alles, was Menschen indirekt steuern, beziehungsweise beeinflussen können. „Führungskräfte können ihr Team nicht zu 100 Prozent steuern, aber sie haben Einfluss auf die Atmosphäre, Effektivität oder Produktivität“, so die Expertin. Hierzu gehört beispielsweise auch die Beziehung zu Kunden oder im Privaten zu Freunden.
  • Der innere Bereich, auch genannt Circle of Control (Kreis der Kontrolle): Die Expertin erklärt: „Das sind Dinge, die ich kontrollieren UND steuern kann: Etwa mein eigenes Mindset, wie ich mit meinen Mitmenschen umgehe oder wieviel Kaffee ich nach dem Aufstehen trinke.“

Grafische Darstellung des Circle of Influence mit den drei Bereichen: Circle of Concern, Circle of Influence und Circle of Control© impulse

So nutzt du das Modell

Eine Möglichkeit, wie du mit dem Circle of Influence arbeiten kannst:

Schritt 1: Alles raus aus dem Kopf

Schreibe alle Gedanken und Probleme auf, die dich gerade in Bezug auf deine Firma oder deinen Arbeitsalltag beschäftigen. Nutze beispielsweise Post-its.

Schritt 2: Deinen Circle of Influence aufmalen

Zeichne dir den Circle of Influence mit seinen drei Bereichen auf ein Blatt Papier oder auf einem Flipboard auf.

Schritt 3: Probleme in die drei Bereiche sortieren

Sortiere jetzt deine Probleme und Gedanken in die entsprechenden Bereiche oder klebe die Post-its entsprechend auf das Board. Bist du wirklich machtlos oder fühlst du dich nur so? Wo hast du Handlungsspielraum?

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Schritt 4: Konkrete Schritte im Einflussbereich überlegen

Überlege dir konkrete nächste Schritte, die in deinem Einflussbereich liegen: Kannst du eine Frist für ein Projekt festlegen? Mit einem Kunden telefonieren, der zuletzt ein schlechtes Feedback gegeben hat? Oder endlich ein ernstes Wörtchen reden mit der jähzornigen Kollegin?

Ziel: Wegzukommen von dem Gefühl der Frustration („Kann ich eh nicht ändern“, „Die da oben mal wieder“) hin zur Selbstwirksamkeit („Hier kann ich anpacken“). Nur wer aufhört sich dauerhaft zu ärgern, kann aktiv werden und einen Schritt Richtung Lösung gehen.

Der Circle of Influence hilft zu erkennen, dass viele vermeintlich ausweglose Probleme eben doch im eigenen Einflussbereich (Circle of Influence) liegen. „Führungskräfte tragen Verantwortung für ihr Team und können es direkt beeinflussen“, so Leadership-Expertin Hahn. Etwa indem sie als Vorbild auftreten und motiviert durch die Halle gehen, anstatt mit Negativität dauerhaft schlechte Stimmung zu verbreiten.

Gleichzeitig hilft das Modell zu visualisieren, was tatsächlich außerhalb der eigenen Kontrolle liegt – und wo entsprechend keine Gedanken verschwendet werden müssen.

Schritt 5: Dranbleiben und regelmäßig üben

Die gute Nachricht: „Ein positives Mindset kann man trainieren“, sagt Hahn. „Indem man sich immer überlegt, was das Gute an der Situation ist. Es ist wichtig zu verstehen, dass wir unsere Gedanken selbst steuern können und die wiederum bestimmen, wie wir uns fühlen.“

Du kannst den Circle of Influence regelmäßig in dein Notizbuch malen oder auf einem Flipboard im Büro deine Gedanken sortieren. So übst du immer wieder, klar zwischen beeinflussbaren und unbeeinflussbaren Themen zu unterscheiden. 

Du kannst das Modell aber auch in akuten Stress- oder Krisensituationen nutzen, um deine Gedanken für den Moment zu sortieren.

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Circle of Influence: Das bringt dir das Modell

Vor allem zur Selbstreflexion und in deinem Umgang mit deinen Mitarbeitenden, ist der Circle of Influence laut Sabine Hahn ein wirksames Tool, denn:

  • Du machst dir bewusst, wo du unnötig Energie verschwendest.
  • Es hilft dir zu akzeptieren, welche Dinge nicht in deiner Hand liegen.
  • Du verstehst, wo du viel mehr Einfluss hast, als du zuerst denken magst.
  • Du kommst aus dem Frustrations-Modus in den Handeln-Modus.
  • Du übst dich im lösungsorientierten Denken, indem du nach konkreten Handlungsoptionen suchst.

Wichtig: Bei allem, was im äußeren Kreis bleibt, empfiehlt Hahn zu fragen: „Was brauche ich, um in die Akzeptanz zu gehen? Was hilft mir anzuerkennen, dass ich hier nichts bewirken kann?“ Es gehe nicht darum, Krisen schönzureden, sondern sie anzunehmen und den Fokus auf das zu richten, was du tatsächlich lösen kannst. Das wiederum wirkt sich laut Expertin direkt auf deine Haltung aus: „Bin ich in meinem Kontroll- oder Einflussbereich einen Schritt weitergekommen, fühle ich mich sofort wirksamer und motivierter.“

Ein konkretes Beispiel im Bereich Mitarbeiterführung

Das Problem: Ein Teammitglied verpasst Deadlines, erledigt Aufgaben nicht oder benimmt sich unangebracht.

Typische Reaktion:  Du ärgerst dich, denkst dir aber „Der ist halt so, den kann ich ja eh nicht ändern.“

So kommst du ins Handeln: Leadership-Expertin Sabine Hahn empfiehlt mithilfe des Circle of Influence zu reflektieren: „Geht es um Verhalten, Haltung, Kompetenz oder Motivation?“ Schreib alles auf und ordne es in die drei Bereiche ein. Du wirst merken: Das meiste findet mindestens Platz in deinem mittleren Bereich (Circle of Influence). Du kannst den Mitarbeiter zwar nicht kontrollieren, aber als Führungskraft kannst du ihn mindestens beeinflussen – etwa indem du eine Weiterbildung anbietest, Aufgaben umverteilst oder das persönliche Gespräch suchst.

Tipp der Expertin: Stelle dir immer die Frage: „Was kann ich konkret tun, um etwas bei der Person zu bewirken.“ Wichtig ist nicht nur zu erkennen, dass du Einfluss hast – sondern ihn auch aktiv zu nutzen.

Unveränderbares wie private Beziehungsprobleme des Teammitglieds oder Schicksalsschläge gehören in den äußeren Kreis – darauf hast du als Führungskraft keinen Einfluss.

Was gibt es noch zu beachten?

Nicht für alle unternehmerischen Belange eignet sich der Circle of Influence. Wenn du dich strategisch neu aufstellen willst, beispielsweise überlegst in ein neues Lager zu investieren oder dein Produkt anzupassen, solltest du auf andere Modelle zurückgreifen: Die PESTEL-Analyse beispielsweise unterstützt bei der Entscheidungsfindung und mit der SWOT-Analyse kannst du die Stärken und Schwächen deines Unternehmens herausfinden.

Die Expertin

Dr. Sabine Hahn ist Leadership-Expertin und Agile Coach. Seit über einem Jahrzehnt berät und begleitet sie Unternehmen, Teams und Führungskräfte – mit einem Schwerpunkt auf Fragen moderner, menschenorientierter Führung und Organisationsentwicklung.

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